Verkehrstechnisches Institut der Deutschen Versicherer (Hrsg.), GDV Die Deutschen Versicherer: Schulwegsicherung - Informationen für Eltern, Bonn, Mai 2004

Ein optisch sehr ansprechendes und auch inhaltlich mitunter brauchbares Grundlagenwerk mit verkehrspolitischen Einseitigkeiten (39 Seiten). Dass mit dieser Veröffentlichung auch Verkehrspolitik gemacht werden soll, ist nachvollziehbar. Beim Herausgeber, dem Bundesverband der Versicherer, spielt die Gruppe der Autofahrer-Versicherer bekannterweise eine nicht unbedeutende Rolle. Für einen durchaus als einen Teil der „Auto-Lobby“ anzusehenden Verband enthält diese Information aber auch gute Informationen für Fußgänger- und Radfahrer-Belange.

Bedauerlich, dass die Broschüre mit der alten Mär von den im Gegensatz zu uns Erwachsenen doch so herausragenden Unzulänglichkeiten der Kinder beginnt. Kinder können nicht, aber wir nehmen das alles wahr. Und fahren sie um, die Kinder. Telefonierend oder mit den Gedanken nur mal kurz woanders. Unfallstatistisch nachweisbarer Unsinn.

Eher praxisfern auch der Hinweis: „Wenn eben möglich, sollten Kinder (und Erwachsene) nicht zwischen Sichthindernissen über die Fahrbahn gehen.“ Na gut, wenn eben möglich. Weiter: „...wo auf beiden Seiten geparkt wird...sollte Ihr Kind die Fahrbahn möglichst nicht überqueren.“. Was soll der Satz? Ob auf der gegenüberliegenden Seite geparkt wird, ist doch recht unerheblich für die Verkehrssicherheit der Kinder, oder?

Noch schrecklicher wird es, wenn es um die Nutzung der Gehwege geht: „Der Gehweg ist zwar für Fußgänger gedacht, aber an Toreinfahrten oder Garagen kann es auch hier gefährlich werden. Erklären Sie Ihrem Kind, dass es auch an solchen Stellen stehen bleiben, schauen und sich vergewissern soll, dass kein Fahrzeug kommt.“. Ja, erklären Sie das mal Ihrem Kind.

Im Detail mitunter umwerfend: „ Bei Druckknopfampeln sind die Wartezeiten oft so lang, dass Kinder ungeduldig werden und meinen, die Ampel sei defekt. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass die Anlage Zeit braucht und in jedem Fall funktinioniert.“ Anlagen brauchen eben Ihre Zeit. Keine einzige Anmerkung dazu, dass man eine derartige Anlage möglicherweise mal überprüfen lassen sollte, ob sie denn wenigstens richtliniengemäss geschaltet sei.

Erfrischend dann geradezu die Rubrik „Verkehrsumwelt: Sicherheit ist gestaltbar“, wo alle vorangegangenen Aussagen relativiert werden. Die Rubrik „Hauptstraßen“ zeigt dann auch, dass „Umdenkungsprozesse“ beim ehemaligen HUK-Verband nicht zu übersehen sind. Mit Ausnahme der Zebrastreifen, die weiterhin ohne weitere Begründungen abgelehnt werden, sind alle anderen vorgeschlagenenen Maßnahmen aus der Sicht der Fußgänger und Radler durchaus o.k. Der „grüne Pfeil“ wird generell abgelehnt.

Beim Schulwegplan-Verfahren kommen die Elternbefragungen und Verhaltensbeobachtungen „ergänzend hinzu“, die eigentlich die Grundlage darstellen sollten. So ist es auch bei der organisatorischen Übersicht, wo eigentlich das immense Wissen der Eltern eher als Nebeninformation eingeflochten wird. Letztlich geht es in der Rubrik „Checkliste: Schulwegplan“ mehr um das Einüben bei den Kindern als um die kritische Betrachtung der Schulwege. Das ist leider das Grundproblem der vom Deutschen Verkehrssicherheitsrsat DVR unterstützten Veröffentlichung.