Wissen über die Schulwege zusammentragen
Drei Analyse-Schritte sind in der Regel zur Vorbereitung der Erstellung eines Schulwegplans erforderlich, ein vierter Schritt ist mitunter sinnvoll:
- Eine möglichst viele einbeziehende Elternbefragung
- Die sorgfältige Auswertung der Befragung
- Berücksichtigung weiterer Erkenntnisse
- Unfallauswertungen
Nach der Durchführung der Analyse hat Ihre Schule nun einen Schulweg-Grundplan, der für Diskussionen und Entscheidungen die Grundlagen liefert.
Als nächstes geht es um die Erstellung des Schulwegplans. Er wird Wegeempfehlungen enthalten und Gefahrenstellen benennen.
Beschaffung des Kartenmaterials
Für die Erstellung eines Schulweg-Grundplans und den darauf aufbauenden Schulwegplan ist zunächst einmal gutes Kartenwerk die wichtigste Voraussetzung.
Die Deutsche Grundkarte ist für Stadtgebiete im Maßstab 1:2.500 und für weniger dicht besiedelte Regionen im Maßstab 1:5.000 für Behörden kostenfrei beim zuständigen Liegenschafts- oder Katasteramt erhältlich. Kopien der entsprechenden Karten und Kartenabschnitte sollten zusammengeklebt und als Arbeitsgrundlage zumindest auf einen großen Karton geklebt oder besser an eine Roll-Tafel geheftet werden. Bei einem städtischen Einzugsgebiet mit einem üblichen Radius von einem Kilometer ergibt sich für den Schulweg-Grundplan bereits eine Fläche von etwa einem Quadratmeter.
Die an die Eltern zur Eintragung des Schulweges weitergegebenen Karten-Ausschnitte sollten das Format A3 nicht überschreiten. Beim Einzugsgebiet mit einem Radius von einem Kilometer ergibt sich aufgrund des Papierformates ein Maßstab von ca. 1:7.500, d.h. eine auf etwa 1/3 verkleinerte Grundkarte. Handlicher ist es, wenn das Format A4 eingehalten werden kann, ein Maßstab kleiner als 1:10.000 sollte allerdings nicht verwendet werden. Die Angabe eines geraden Maßstabes ist bei den Karten für die Eltern nicht wichtig. Verwendet werden sollte aber auf gar keinen Fall eine vergrößerte Kopie eines Ausschnittes aus einem üblichen Stadtplan. Hier sind in der Regel zu viele Informationen enthalten, die unnötig sind oder verwirren.
Der Karten-Ausschnitt ohne Eintragungen sollte bereits die gleiche Form haben wie der später verteilte Schulwegplan mit Eintragung der empfohlenen Wege. Das erleichtert den Kindern und Eltern, ihre Angaben leicht wiederzuerkennen bzw. Änderungsvorschläge wahrzunehmen.
Zu beachten ist, dass die Einzugsgrenzen für Schulen z.B. durch thematische Schwerpunktsetzungen oder Schulschließungen häufig nicht mehr so eindeutig definierbar sind. Das bedeutet, es sind mitunter auch noch angrenzende Gebiete und vor allem die Wege von den Haltestellen öffentlicher Verkehrsmittel einzubeziehen.
Informieren Sie sich nun bitte über das Verfahren und die Voraussetzungen bei der Erstellung eines Schulwegplanes, die folgende Analyse der Schulwege und die eigentliche Erstellung des Schulwegplans.
Befragung der Eltern und der Kinder
Die Unsicherheit und Angst der Kinder sind aus der Unfallstatistik nicht ersichtlich. Eltern und Lehrkräfte weisen in der Praxis häufig auf Gefahrenstellen hin, an denen es bisher noch nicht zu Unfällen gekommen ist. Ihre Beobachtungen und Eindrücke müssen die Grundlage dafür darstellen, Konflikte zu vermeiden und zukünftigen Unfällen vorzubeugen. Eltern sind die kompetentesten Beteiligten, wenn es um die Mängelanalyse geht, aber auch, um den Kindern angenehme Wege zu empfehlen. Deshalb ist die Eltern-Befragung stets zentraler Bestandteil eines Schulwegplan-Verfahrens.
Es ist sinnvoll, zuerst die Eltern im Rahmen eines Elternabends auf die Problematik aufmerksam zu machen und die Befragung anzukündigen. Für die Befragung sollten folgende Unterlagen zusammengestellt werden:
- ein kurzes Anschreiben an die Eltern, das wir Ihnen als PDF-Datei zum Lesen oder Downloaden und als Word-Datei zum Weiterbearbeiten zur Verfügung stellen,
- einen Fragebogen (Vorschlag für einen sehr knapp gehaltenen Fragebogen hier als PDF-Datei und als Word-Datei) und
- eine Schulweg-Skizze. Beachten Sie dabei bitte die Informationen zur Beschaffung des Kartenmaterials.
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In der Literatur sind zahlreiche qualitativ und vom Umfang her recht unterschiedliche Fragebögen abgedruckt. Ein derartiger Fragebogen an alle Eltern sollte nicht mehr als ein A4 Blatt umfassen und die Antworten insbesondere über die Gefahrenstellen sollten auf gar keinen Fall durch ausgewählte Vorgaben eingeengt werden. Es kann die Beantworter ratlos machen, wenn der aufgetretene Missstand unter den genannten Punkten nicht auftaucht.(1) Sinnvoll ist es dagegen, einige der möglichen Antworten beispielhaft zu erwähnen.(2) Leider werden in den meisten Fragebögen keine positiven Orte abgefragt, die die Kinder gerne aufsuchen. Wenn diese später nicht in der Wegeempfehlung auftauchen, werden die Kinder ihre Wege eigenständig verändern. Und noch einen Mangel haben viele Fragebögen: Es wird nicht danach gefragt, ob die Eltern möglicherweise schon jetzt einen Schulweg eintragen, den sie nur gehen, weil ein kürzerer und weitgehend angenehmerer Weg z.B. an einer einzigen Stelle ein großes Problem aufwirft.
Deshalb müssen Fragebögen für Eltern und Kinder anhand des in eine Karte eingetragenen tatsächlichen Schulweges mindestens auf folgende drei Fragestellungen Antwort geben:
- Wo befinden sich welche gefährlichen Stellen?
- Wo befinden sich welche für die Kinder besonders attraktive Orte?
- Wie würden Sie oder Ihr Kind gerne gehen, wenn es andere gefährliche Stellen nicht geben würde?
Im Hinblick auf die notwendige Auswertung umfasst der hier abrufbare Fragebogen nur eine DIN A4-Seite. Auf dem Fragebogen ist die Namens-Angabe des Kindes wichtig, um den Lehrkräften den Überblick über die Rückläufe zu erleichtern und um evtl. Nachfragen der Auswertungsgruppe zu ermöglichen. Bei Zusammenfassungen von besonderen Aussagen sollten die Namen aus Datenschutzgründen nicht übernommen werden.
Grundsätzlich ist es sinnvoll, die Befragungen etwa ein bis zwei Monate nach dem Beginn des Schuljahres durchzuführen, dann haben sich die Schulwege der Kinder etwas eingespielt. Befragt werden sollten grundsätzlich neben den Eltern- und Kindern in der ersten Klasse auch die Schüler höherer Klassen. Kinder, die bereits eigene Erfahrungen einbringen können, berücksichtigen permanent ihre Körpergröße und das sich daraus ergebende Sichtfeld. Sie werden mitunter andere Stellen als gefährlich einstufen als die Erwachsenen und sie werden davon berichten, dass sie zumindest mitunter andere Wege benutzen. Darüber hinaus hat eine solche Befragung eine noch deutlichere verkehrserzieherische Funktion als die der Erstklässler.
In der ersten Klasse sollte der Fragebogen nach der Einschulung für die Eltern mitgegeben werden, in der zweiten Klasse können die Schüler zumindest einen Teil davon bereits in der Schule ausfüllen und dies dann durch die Eltern ergänzen lassen. Ab der dritten Klasse sollte der Fragebogen für Schüler nur noch in der Schule ausgefüllt werden. Interessant ist dann allerdings eine Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse an einem Elternabend.
Ein Teilbefragung, um den Zeitbedarf zu reduzieren, sollte nicht durchgeführt werden, da ohnehin nur ein Teil der Antworten zu verwertbaren Ergebnissen führt. Letztlich geht es darum, eine Schulwegempfehlung für jeden einzelnen Schüler der Schule aussprechen zu können.
Auswertung der Fragebögen am Schulweg-Grundplan
Um Doppel-Arbeit zu vermeiden, sollte die Auswertung der Fragebögen in überschaubaren Klassensätzen direkt mit den Eintragungen im Schulweg-Grundplan verbunden sein. Dieser muss von der Optik her keineswegs höchsten Ansprüchen genügen, er muss aber übersichtlich und eindeutig sein.
Die Eintragungen in die Karte können mit dünnen Stiften (Schrift, Nummern, Symbole für Querungsstellen), etwas dickeren Filzstiften (empfohlene Wege, gefährliche Bereiche) und/oder mit Klebepunkten (gefährliche oder attraktive Stellen) erfolgen.
Dabei ist nach Möglichkeit die im Verkehrsalltag übliche Farbenkombination zu verwenden:
- grün für empfohlene Wege (Strich) oder einzubeziehende attraktive Orte (Punkt mit Kennnummer für die Erläuterung),
- gelb für die angegebenen Schulwege der Eltern und Kinder, für die Fahrbahnquerungsstellen (mit Symbolen für Fußgängerfurte an Lichtsignalanlagen, für Fußgängerüberwege, etc.) und für die Haltestellen (z.B. gelber Punkt mit Eintragung „H“), sowie
- rot für Gefahrenstellen (Punkt oder Ausrufungszeichen, jeweils mit Kennnummer für die Erläuterung) und alle Bereiche, an denen die Fahrbahnen möglichst nicht zu queren sind (z.B. Strich in der Mitte der Fahrbahn).
Bei den eingezeichneten Wegen muss genau erkennbar sein, auf welcher Straßenseite sie liegen. Die Gehrichtung muss per Pfeil nur angegeben werden, wenn der Weg nicht eindeutig in Richtung Schule verläuft.
Effektiv wäre es, wenn die Auswertung durch drei Personen erfolgt: Eine Person liest die Antworten des Fragebogens vor, eine zweite überträgt die Angaben in den Schulweg-Grundplan und eine dritte Person führt das Protokoll über die genannten Stellen, Grundlage auch für die späteren Erläuterungen.
Zuerst sollte die Skizze der Eltern oder des Kindes über den Schulweg im Karten-Ausschnitt auf den Schulweg-Grundplan übertragen werden. Wegen der Übersichtlichkeit sollte es bei nur einem gelben Filzstift-Strich bleiben, wenn bei der Bearbeitung die gleichen Wegeverläufe angegebenen werden.
Auswertungsformular als PDF-Datei
Für die Erfassung der genannten Stellen sollte man sich einen möglichst einfachen Auswertungsbogen erstellen, als Hilfestellung finden Sie hier den Vorschlag eines Auswertungsformulars, der sich auf den hier verwendeten Fragebogen bezieht. Wir stellen ihn Ihnen als PDF-Datei zum Lesen oder Downloaden und als Word-Datei zum Weiterbearbeiten (z.B. Einfügen weiterer Zeilen; Download: rechter Mausklick und "Ziel speichern unter") zur Verfügung. Hier sollten die Kenn-Nummern für den Gesamtplan eingetragen, über Doppelnennungen eine Strichliste geführt, als Suchhilfe der Ort benannt (Straße, Platz) und die Probleme bzw. Attraktivitäten (z.B. Spielplatz) sowie erste Ideen für Verbesserungs-Möglichkeiten stichwortartig beschrieben werden. Im Anhang ist eine Vorlage abgedruckt, die vergrößert werden sollte.
Soll der auf diese Weise ausgefüllte Schulweg-Grundplan für die Vorstellung in Schulgremien, zur Diskussion in Klassen oder öffentlichen Veranstaltungen etwas ansprechender gestaltet werden, können z.B. Wasserverläufe oder Grünanlagen farbig angelegt werden. Sie sind aber lediglich z.B. mit Buntstiften leicht zu kolorieren, um die wesentlichen Aussagen nicht zu überdecken.
Berücksichtigung weiterer Erkenntnisse
Der Schulweg-Grundplan enthält nunmehr nach der Auswertung der Befragung von Eltern und Schülern
- das derzeitige Wegenetz aller Schülerwege der befragten Klassen (gelb),
- Angaben über gefährliche und unangenehme (rot) und über die für Schüler interessanten Stellen (grün) an den eingezeichneten oder an den eigentlich gewünschten Wegen mit Kenn-Nummern und Erläuterung auf den Auswertungsbögen, sowie
- erste Angaben über die vorhandenen Querungshilfen.
Über die Kontakte oder eine Fachbesprechung mit Vertretern der Behörden und der Polizei bzw. durch Erkundungen von Schülern oder Eltern sollten jetzt diese Angaben vervollständigt werden durch die Eintragung
- aller Querungsanlagen (z.B. Lichtsignalanlagen, Fußgängerüberwege, Mittelinseln, etc.) auf den eingezeichneten Wegen (gelb, Symbole) und im Bereich aller möglichen weiteren Wege,
- der Straßen- bzw. Straßenabschnitte mit Verbot der Nutzung durch Kraftfahrzeuge (Zeichen 250 StVO), mit Tempo-30-Regelung (Zeichen 274) bzw. Tempo-30-Zone (Zeichen 274.1 und 274.2), Verkehrsberuhigter Gebiete (Zeichen 325/326) bzw. als Fußgängerbereiche ( Zeichen 242/243) auf den eingezeichneten Wegen (z.B. grün angelegt), bzw. die verbleibenden Hauptverkehrsstraßen (z.B. rot angelegt) und im Bereich aller möglichen weiteren Wege,
- von anderen Wegeempfehlungen z.B. in Fußgänger- bzw. Kinderstadtplänen,
- der von der Polizei genannten Unfallschwerpunkte (z.B. roter Punkt),
- der über die Angaben der Eltern und Kinder hinaus bekannten interessanten Anlaufstellen oder Wege, sowie der
- der für die Schule relevanten Haltestellen.
Auf die Auswertung der Befragungen aufbauend, sollten an besonders kritischen Stellen oder bei widersprüchlichen oder unklaren Angaben der Eltern zumindest kurze Beobachtungen oder Ortsbesichtigungen stattfinden. Sie können von Eltern durchgeführt werden, sollten aber die Schule und die Polizei unbedingt mit einbeziehen.
Unfallauswertung
Unfallauswertungen der Polizei (Unfalltypen-Steckkarten) können das Bild der Gefahrenquellen abrunden und die Erfahrungen der Eltern bestätigen. Auch wenn das nicht der Fall ist, müssen offensichtliche Gefahrenstellen ebenso ernsthaft berücksichtigt werden, wie die erfassten Unfälle. Sollten allerdings Stellen mit Unfallhäufungen vorhanden sein, muss die Polizeiauswertung der Unfallursachen unbedingt einbezogen werden.
Bei der Einbeziehung polizeilicher Unfallsteckkarten ist zu berücksichtigen, dass es nach wie vor keine von der Polizei vor Ort angegebene Unfallursache gibt, die die baulichen, schalt- und verkehrstechnischen Regelungen einbezieht oder gar als Ursache benennt. Angegeben werden können nach einem Unfall personenbezogene Fehlverhalten, technische Mängel am Fahrzeug oder die Witterungsverhältnisse. Dieser Fakt steht eindeutig im Widerspruch zur Erkenntnis: „Bauliche Maßnahmen sind der direkteste Weg zu einer sicherheitsförderlichen alltäglichen Verhaltenskultur.“(1) Deshalb sind die Unfälle häufig nur in Verbindung mit einer genaueren Ortskenntnis aussagefähig.
Quellenangaben
Zu den Angaben und Zitaten auf dieser Seite finden Sie hier die Quellenangaben.